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Mauern, überall

Vor 25 Jahren fiel die Berliner Mauer, doch anderswo leben Menschen auch heute hinter Beton und Stacheldraht. Hochgesicherte Grenzanlagen sollen Terroristen stoppen, Armutsflüchtlinge abhalten oder Gebietsansprüche festigen. FAZ.NET stellt die zehn gefährlichsten vor.

Indien und Pakistan – „Line of Control“

Entlang der 740 Kilometer langen Grenze zwischen dem indischen und pakistanischen Teil von Kaschmir erstreckt sich ein bis zu drei Meter hoher Grenzzaun - auch „Line of Control“ genannt. Die 550 Kilometer lange Grenzanlage besteht aus meterhohen Stacheldrahtzäunen. Teile stehen unter Strom, sind mit Bewegungssensoren, Wärmebildkameras und Stolperdrähten ausgerüstet. An einigen Stellen sind Minen vergraben. Anfang 2014 gaben die indischen Grenzbehörden bekannt, dass sie die Anlage weiter ausbauen wollen. Ein 40 Meter breiter und 10 Meter tiefer Graben soll dazukommen.

Indien und Bangladesch – „Null-Linie“

Es ist die längste Grenzbefestigung der Welt: Mit 4000 Kilometern Stacheldraht grenzt sich Indien von Bangladesch ab. Die „Null-Linie“ ist ein bis zu zwei Meter hoher, mit Stolperdraht gesicherter Schutzwall. Teile des Zauns lassen sich unter Strom setzen. Schätzungen zufolge bewachen etwa 50.000 Soldaten die Grenzanlage.

Nordirland – „Peace Lines“

Durch das nordirische Belfast zieht sich eine bis zu sieben Meter hohe Mauer, die aus Ziegelsteinen, Stacheldrahtzaun, Beton und aufgesetzten Gittern besteht. Die Nordiren sprechen von der „Peace Line“. Die Mauer hat Durchgänge für Fußgänger und Tore für den Verkehr, die nachts geschlossen werden. „Peace Lines“ wie diese gibt es viele in Nordirland. Seit 1990 hat sich ihre Zahl von 18 auf heute 48 erhöht, die meisten stehen in Belfast und Londonderry. Die Gesamtlänge aller „Peace Lines” beträgt über 34 Kilometer.

Süd- und Nordkorea – „Demilitarisierte Zone“

An der 248 Kilometer langen Grenze zwischen Nord- und Südkorea verläuft ein hochgerüsteter Zaun, gesichert mit Stacheldraht, Wachtürmen, Scheinwerfern und mehr als einer Millionen Minen. Panzersperranlagen, Schützengräben und Hochspannungszäune bilden zusätzliche Barrieren. Sie gilt als die am stärksten befestigte und bewachte Grenze der Welt. Zu beiden Seiten der Grenzanlage befindet sich eine jeweils zwei Kilometer breite „demilitarisierte Zone“. Das Betreten dieser Zone ist untersagt.

Zypern – „Grüne Linie“

Auf Zypern trennt eine über 180 Kilometer lange Grenzanlage die Insel in zwei Hälften. Die sogenannte „Grüne Linie“ besteht aus Mauerabschnitten, Stacheldrahtzäunen, Trümmern und Wachtürmen. Bewacht wird sie von Tausenden nord- und südzyprischen Soldaten. Die Grenze verläuft mitten durch die gemeinsame Hauptstadt Nikosia, die seit dem Fall der Berliner Mauer die letzte geteilte Hauptstadt der Welt ist. Bis heute wird sie zudem von UN-Truppen bewacht.

Israel und Gaza – „Sperranlage um den Gazastreifen“

Im Süden Israels verläuft eine 52 Kilometer lange Sperranlage, die den gesamten Gazastreifen bis zur ägyptischen Grenze umschließt. Sie ist lückenlos und kann nur an wenigen Kontrollpunkten passiert werden. Auf palästinischer Seite befindet sich eine bis zu 300 Meter breite Sicherheitszone, die nicht betreten werden darf. Trotz Grenzanlagen und Bewachung gelingt es den Palästinensern immer wieder, Waffen und andere Güter durch ein selbstgegrabenes Tunnelsystem in den Gazastreifen zu bringen.

Israel und Westjordanland – „Sperranlage um das Westjordanland“

Auf einer Länge von etwa 708 Kilometern erstreckt sich zwischen Israel und das Westjordanland eine weitere israelische Sperranlage. In den dichter besiedelten Gebieten sind ungefähr 30 Kilometer durch eine bis zu neun Meter hohe Betonmauer gesichert.

Melilla und Ceuta

Um die beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla im Norden Marokkos ziehen sich jeweils rund zehn Kilometer lange Grenzanlagen. Ein sechs Meter hoher Zaun umgibt die Küstenstädte, der in drei Reihen angeordnet ist. Teilweise ist der Zaun mit dem sogenannten Nato-Stacheldraht gesichert – Draht, der beim Versuch, ihn zu überwinden, besonders tiefe Wunden hinterlässt. Bewacht wird die Anlage von der Guardia Civil, einer paramilitärisch ausgerichteten Polizeieinheit. Zusätzlich ist der Zaun mit Infrarotkameras, Bewegungs- und Geräuschmeldern ausgestattet.

Marokko und Westsahara – „Berm“

Durch die Westsahara zieht sich ein über 2700 Kilometer langer mit Steinen befestigter Sandwall, der die Region in zwei Hälften teilt. Im Arabischen wird der Sandwall „Berm“ genannt. Bis zu drei Meter ist er hoch, gesichert mit Stacheldraht, Gräben und Minen. An einigen Stellen besteht er aus einer Steinmauer. Teilweise dienen auch Berge als Hindernis. Über die gesamte Grenze verteilen sich Wachposten. Insgesamt sind dort mehr als 150.000 marokkanische Soldaten stationiert.

Mexiko und Vereinigte Staaten – „Tortilla Wall“

„Tortilla Wall“ nennen manche Amerikaner abfällig ihren Schutzwall an der Grenze zu Mexiko. Genau 3141 Kilometer lang ist die amerikanische Südgrenze. Über 1126 Kilometer erstreckt sich die Anlage. Gesichert wird sie mit Video- und Infrarotkameras, Nachtsichtgeräten, Bewegungsmeldern, Flugdrohnen und Wärmesensoren im Boden. Teilweise ist die Grenzanlage mit Stacheldraht, Beleuchtungstürmen, meterhohen Metallwänden, Stahlpfosten und Fahrzeugbarrieren befestigt. Von der ungefähr 21.400 Polizisten umfassenden United States Border Patrol bewachen rund 18.500 die Grenze zu Mexiko.