Woher kommen die 27 Millionen Euro hinterzogener Steuern?
Hoeneß hat jahrelang Gewinne auf seinem Schweizer Konto nicht versteuert. Ursprünglich ging es um 3,5 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft hat die Summe im Prozess um 5,5 Millionen Euro an Verlustvorträgen erhöht. Am ersten Prozesstag hat Hoeneß ein umfassendes Geständnis abgelegt und zusätzliche 15 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern zugegeben. Eine Steuerfahnderin hatte aus seinen Unterlagen sogar eine Summe von 23,7 Millionen Millionen errechnet, Hoeneß‘ Verteidigung hat diesen Betrag mittlerweile bestätigt. Die zusätzliche Summe stammt aus Spekulationsgewinnen mit Devisentermingeschäften. In der Anklageschrift waren ursprünglich lediglich normale Kapitalerträge enthalten.
Welche Rolle spielen Verlustvorträge?
Die Staatsanwaltschaft wartete am ersten Prozesstag mit einer Überraschung auf. Neben 3,55 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern aus Kapitalerträgen wirft sie Hoeneß vor, mithilfe von Verlustvorträgen seine Steuerschuld um 5,5 Millionen Euro gedrückt zu haben. Hoeneß hat die Verluste offenbar falsch verrechnet, indem er Verluste aus dem Ausland mit Gewinnen aus dem Inland verrechnete.
Ist Hoeneß‘ Selbstanzeige wirksam?
Mittlerweile scheint unstrittig, dass Hoeneß‘ Selbstanzeige rechtzeitig einging. Die Vernehmung mehrerer Fahnder ergab, dass sie erst am Nachmittag jenes Tages Ermittlungen einleiten wollten, an denen morgens die Selbstanzeige eintrudelte. Nach ihrer eigenen Einschätzung hätten sie sonst auch kaum herausgefunden, wem das Nummernkonto von Hoeneß gehörte. Fraglich ist jedoch, ob die Selbstanzeige auch vollständig war. Die Staatsanwaltschaft bezweifelt das und ist der Meinung, dass der Bayern-Präsident das ganze Ausmaß seiner Steuerhinterziehung lange verschwiegen habe. Hoeneß‘ Anwalt Hanns W. Feigen ist anderer Ansicht: Er denkt, dass die Selbstanzeige eine Hinterziehung von bis zu 70 Millionen Euro abdeckt. Der Richter allerdings hat auch schon formale Kriterien der Selbstanzeige bemängelt.
Kann Hoeneß Präsident des FC Bayern bleiben?
Im Aufsichtsrat des FC Bayern München sitzen mehrere Vorstände deutscher Großkonzerne, beispielsweise VW-Chef Martin Winterkorn und Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender von Audi. Bislang wollte sich jedoch kein Aufsichtsrat in der Causa Hoeneß klar positionieren. Der Prozess bedürfte einer „letztinstanzlichen“ Entscheidung, sagte etwa Stadler am Dienstag. Aus der Politik wurden hingegen bereits Rücktrittsforderungen laut. Der Aufsichtsrat der FC Bayern AG kann aber nicht über den Posten des Vereinsvorsitzenden entscheiden, das Gremium könnte aber Hoeneß‘ Aufsichtsratsvorsitz in Frage stellen. Über Hoeneß‘ Verbleib im Amt des Präsidenten, also des Vereinsvorsitzenden (e.V.), entscheidet formell die Mitgliederversammlung vor Ablauf der Amtszeit, falls es denn einen Misstrauensantrag geben sollte. Schon festgelegt hat sich der Bayern-München-Sponsor Hypovereinsbank: Die Steuersache Hoeneß werde keinen Einfluss auf das Sponsoring haben.